Warum ist Nachhaltigkeit ein Kraftaufwand?
Aller Anfang ist schwer. Die ersten Nachrichten über den menschengemachten Klimawandel, der bald am "Point Of No Return" ist, war wenig überraschend schwer zu verstehen oder zu greifen.
Zum Beispiel 1988, dem Jahr, in dem ich geboren wurde, war der Klimaforscher James Hansen mit der Aussage "Global warming is coming" auf dem Titel der New York Times.
Haben wir damals etwas getan, um dem Klimawandel entgegenzuwirken? Nein.
Es sollte also erst später zum großen Kraftaufwand kommen. In den 1980ern war erstmal Totschweigen angesagt.
Unser Kraftaufwand heute wäre wesentlich leichter, hätten wir auch schon nach James Hansen Titelgeschichte etwas getan. Nun sind wir gefangen in einer krisenhaften Zeit und wünschen uns nicht sehnlicher als die Normalität zurück.
Für die Politik ist es ein Kraftaufwand, Veränderungen durchzuziehen.
Es ist ein Kraftaufwand im privaten, mit Klimaleugnern über das Thema zu sprechen, oder Bekannten zu erklären, dass man keine tierischen Lebensmittel mehr isst.
Und dann ist da noch der innere Kraftaufwand.
Wir haben uns an unseren heutigen Lebensstil gewöhnt. Unser Lebensideal ist Bequemlichkeit geworden. Die Vorstellung etwas zu verändern, scheint utopisch. Wir Alle wollen zu denen gehören, die es geschafft haben, und unser Wohlstandsniveau halten. Wohlstand bringt Freiheit und das heißt Sorgen ade. Es ist anstrengend, jeden Tag alles neu in Frage zu stellen.
Veränderung heißt alte Gewohnheiten hinterfragen, doch Manchen tritt man damit ordentlich auf dem Schlips.
Veränderung ist möglich. Vor nicht all zu langer Zeit galt es in Deutschland als radikal, Frauen das Wahlrecht zu geben. Heute unvorstellbar, dass das mal zur Debatte stand. Das Frauenwahlrecht hat sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert.
Die "neuartige" Digitalisierung haben wir doch auch mit offenen Armen empfangen (also nicht Jeder, manch Einer war vor nicht all zu langer Zeit sicher noch überzeugt, dass sich das Internet nicht durchsetzen wird). Und nun, dank der Digitalisierung haben wir so viel Zeit gewonnen. Maschinen nehmen uns immer mehr Arbeit ab. Doch haben wir nun wirklich mehr Zeit für Freizeit? Oder hetzen wir Erwartungen nur so hinterher?
Etwas zu verändern kostet Energie und ist immer auf die eine oder andere Weise ein Kraftaufwand.
Koch ich heute selber oder lass ich mir am Sonntag mal was liefern? Bestell ich mir auf dem Weihnachtsmarkt auch eine Bratwust oder steh ich "nur" mit einem Glühwein da und schau Anderen beim Essen zu?
Im Grunde ist es ein ständiges Abwägen und inneres Hin und Her und manchmal hat man auch die Kraft nicht mehr dazu zu kämpfen, was vollkommen normal und ok ist. Doch um den inneren Kraftaufwand zu schlichten, helfen Gewohnheit, Postitivität und, wie die Transformationsforscherin Maja Göpel sagt, eine neue Vorstellung des Möglichen.
Was ist so reizvoll an einem nachhaltigen Lebensstil?
Teil der Veränderung sein. Zurück an die Wurzel gehen und radikal (Herkunft: an die Wurzel gehend) sein. Den Status Quo hinterfragen und denken. Natur, Tiere und die menschliche Gesundheit schützen. Kein schlechtes Gewissen zu haben. Regionale, ökologische Landwirtschaft unterstützen und vielleicht Vorreiter sein, für einen Lebensstil, der die Norm werden muss.
Eine positive Einstellung lässt diesen Kraftaufwand in Luft auflösen. Denn ein positiver Antrieb versetzt Berge. Positive Gedanken lassen eine Situation oder Handlung sehr viel leichter erscheinen. Positivität heißt anerkennen, was ist (idealerweise Schlüsse daraus ziehen), und hoffen auf das, was sein wird.
Auf dem Weg zu weniger Kraftaufwand und mehr Positivität kann es auch helfen, offen darüber zu reden. Wie schwer es auch manchmal sein kann, nachhaltig zu leben.
Wir Alle machen ständig Fehler. Umso wichtiger, dass wir lernen, offen auch über unsere Hürden zu sprechen. Denn umso leichter fällt es später, mit Elan weiterzumachen.
Finde deine Sache, die für dich wichtig ist! Diese wird dir leichtfallen und alle weiteren Schritte kommen von ganz alleine. Niemand lebt zu 100 % nachhaltig und irgendwie, irgendwo und irgendwann haben auch die "nachhaltigsten" Menschen angefangen. Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann, sagst schon Francis Picabia.
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